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Intervention am Kriegerdenkmal Hamburg Dammtor
Projekt zum Tag des offenen Denkmals 2018 im Rahmen des [monuments] field trip. In Kooperation mit Kajan Luc.
Wer entscheidet, woran wir uns erinnern sollen und was gedenkwürdig ist?
Wir haben festgestellt, dass der Prozess der Erschaffung und Erhaltung von Monumenten theoretisch auf dem öffentlichen Interesse basieren soll, um unser kollektives Gedächtnis widerzuspiegeln. Die Entscheidungen werden in Hamburg jedoch von dem Denkmalschutzamt getroffen.
Was passiert, wenn die Öffentlichkeit angeregt wird, Monumente als Teil der offiziellen Erinnerungskultur zu hinterfragen? Welche Monumente würden uns dann umgeben? Woran würden wir uns erinnern? Woran nicht?
Ein Beispiel für ein kontroverses Monument, was schon häufig und ungefragt von Bürgern umgestaltet wurde, ist das Kriegderdenkmal am Dammtordamm. Es entstand im Jahr 1936 nach dem Entwurf von Richard Küohl und erinnert an die gefallenen Soldaten des Infanterie Regiments Nr. 76 aus dem Ersten Weltkrieg. Das Monument ist aus Muschelkalk errichtet und zeigt 88 lebensgroße Soldaten, die um einen sieben Meter langen gebäudeartigen Block marschieren. Es trägt die Inschrift “Deutschland muss leben, und wenn wir sterben müssen”. Dieser Satz zeigt, dass das Monument nicht primär zur Erinnerung, sondern vor allem auch zur moralischen Einstimmung auf den nächsten Kireg gedacht war. Besonders wegen dieser Nazi Propaganda ist das Monument in Hamburg sehr umstritten. Für die Gefallenen des Zweiten Weltkriegs wurde 1958 nachträglich ein Hinweis hinzugefügt, um auch Ihnen zu gedenken. Trotz anhaltenden Diskussionen über den Abriss seit 1945, existiert das Monument aufgrund der Bestimmung durch das Denkmalschutzamt bis heute. Zudem wurden bereits zwei Gegendenkmäler als Intervention der Stadt in unmittelbarer Nähe errichtet. Die dreieckige Audioinstallation rechts neben dem Kriegerdenkmal wurde 2015 als Gedenkort für Deserteure und Opfer der NS-Militärjustiz eingeweiht. Das nebenstehende “Mahnmal gegen den Krieg” aus dem Jahr 1985, sollte ursprünglich als vierteiliges Denkmal errichtet werden, von denen aus finanziellen Gründen nur zwei umgesetzt wurden.
Mit dem Projekt [kriegerfragmal] gestalten wir kein Gegendenkmal, sondern bieten die Möglichkeit das Kriegerdenkmal gemeinschaftlich zu befragen und zu diskutieren. Die Interventionen, die am Tag des offenen Denkmals 2018 vor Ort zu sehen waren, sind eine Umsetzung von Anregungen, die wir im Laufe des Projektes bereits von interessierten Bürgern erhalten haben. Was ist wohl in dem Gebäude? Mayonnaise? Wie sieht das Denkmal für den nächsten Weltkrieg aus? Orange? Warum sind die Soldaten alle gleich groß? Weil sie alle die gleiche Suppe essen?